Burgenland: Filmpremiere „Meine Kehillah“ über die jüdische Gemeinde Lackenbach 

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Filmemacher Norbert Blecha (1.v.l.), Innenminister a.D. Karl Blecha (2.v.l.), Landesrat Heinrich Dorner (3.v.l.), Dan Saad (5.v.l.) mit seinem Vater, David Joseph (4.v.r.) mit Gattin, Bundeskanzler a.D. Franz Vranitzky und die beiden Bürgermeister Andreas Tremmel (Kobersdorf, 2.v.r.) und Christian Weninger (Lackenbach, 1.v.r.),
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Landesrat Heinrich Dorner betonte im Rahmen der Filmpremiere in der Synagoge Kobersdorf die Notwendigkeit einer gelebten Erinnerungskultur und Erinnerungsarbeit 
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David Joseph, Norbert Blecha, Innenminister a.D. Karl Blecha, Dan Saad und Landesrat Heinrich Dorner nach der Filmpräsentation in der ehemaligen Synagoge Kobersdorf
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Landesrat Heinrich Dorner und Norbert Blecha mit ORF Landesdirektor Werner Herics und Gerhard Krammer Rektor, der Joseph Haydn Privathochschule für Musik des Landes Burgenland
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Landesrat Heinrich Dorner im Gespräch mit David Joseph
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Landesrat Heinrich Dorner im Dan Saad
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Der Kobersdorfer Bürgermeister Andreas Tremmel begrüßt Innenminister a.D. Karl Blecha und Bundeskanzler a.D. Franz Vranitzky in der ehemaligen Synagoge Kobersdorf, im Hintergrund Lackenbachs Bürgermeister Christian Weninger
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06 Apr 19:00 2024 von Redaktion Salzburg Print This Article

LR Dorner: „Film der burgenländischen Terra Film ist unschätzbar großer Beitrag zur Erinnerungskultur und Erinnerungsarbeit“

Mit der Geschichte der jüdischen Gemeinde Lackenbach rückt der neue Dokumentarfilm der burgenländischen Terra Film des Produzenten Norbert Blecha ein Stück burgenländischer Zeit- und Kulturgeschichte in den Blickpunkt der Öffentlichkeit. „Produktionen wie Norbert Blechas Film über die jüdische Gemeinde Lackenbach leisten eine grundlegende Arbeit zur Erinnerungskultur und Erinnerungsarbeit, die nicht hoch genug geschätzt werden kann. Wir müssen immer wieder kritisch hinterfragen, warum etwas so Schreckliches wie der Holocaust geschehen konnte, wie man es verhindern hätte können und was man tun muss, damit so etwas nie wieder passiert. Es ist wichtig, dass wir uns an die Geschichte unseres Landes erinnern und daraus für die Zukunft lernen. Das gilt nicht nur für jeden Einzelnen. Auch das Land muss sich seiner Geschichte bewusst sein. Die Restaurierung der ehemaligen Synagoge Kobersdorf steht beispielhaft dafür, dass wir uns dieser Verpflichtung bewusst sind und dazu beitragen“, betonte Landesrat Heinrich Dorner bei der Premiere des Filmes gestern Abend in der Synagoge Kobersdorf. Unter den Premierengästen waren neben den Hauptprotagonisten des Films – Bundeskanzler a.D. Franz Vranitzky, David Joseph und Dan Saad – auch Innenminister a.D. Karl Blecha. Produziert wurde der Dokumentarstreifen mit Unterstützung des Landes Burgenland, ORF 3 und dem ORF Burgenland. Die Doku wird am 4. Mai 2024 um 19.25 Uhr auf ORF 3 ausgestrahlt.

Doku „Lackenbach. Meine Kehillah“

Der Dokumentarfilm beschäftigt sich mit dem Schicksal ausgewählter Protagonist*innen, die den Holocaust überlebt haben, weil ihnen die Flucht ins Ausland gelungen ist. Zentral ist dabei die Frage nach der kollektiven Erinnerung an diese einst größte jüdische Gemeinde im Burgenland: Wie erinnern sich die Nachfahren der jüdischen Bewohner*innen an Lackenbach? Und wie erinnern sich die heutigen Bewohner*innen Lackenbachs an die frühere jüdische Gemeinde? Zu Wort kommen Personen aus der jüdischen Comunity. Deren Familien stammen aus Lackenbach, haben hier gelebt und sind von hier vertrieben worden. Einer davon ist David Joseph. Die Mutter des späteren britischen Kronanwaltes gelangte von Lackenbach über Wien in einem Kindertransport nach London. Erst sehr spät hat Joseph die Geschichte seiner Familie hinterfragt. Anlass war ein Foto seiner Lackenbacher Familie, von der er keine Person kannte. Erst allmählich kam dieser Teil der Familiengeschichte wieder zum Vorschein.

Dan Saad, er lebt heute mit seiner Familie in Frankreich, hat mit seinem Buch über die österreichisch-ungarischen Wurzeln seiner Familie einen Anstoß für Blechas Dokumentarfilm über die Jüdische Gemeinde Lackenbach gegeben.

„Oft wollen Menschen die Bausteine ihrer Familie kennenlernen. Wenn man dann Lücken erfährt, wird man neugierig. Dan Saad und David Joseph waren neugierig und haben ihre Familiengeschichte aufgearbeitet. Nach 40 Jahren Terra Film, wir feiern heuer Jubiläum, habe ich jetzt die Chance, nur mehr solche Projekte zu machen, die mir wichtig sind und die getan werden müssen. Mit diesem Film tragen wir zur Aufarbeitung eines Teiles unserer Geschichte bei, so Norbert Blecha.

Jüdische Gemeinde Lackenbach

Lackenbach im Bezirk Oberpullendorf war bis zur Mitte des 19. Jahrhunderts von den Siebengemeinden, die als jüdische Siedlungen seit dem 18. Jahrhundert unter landesherrschaftlichem Schutz standen, jene mit dem größten jüdischen Bevölkerungsanteil unter Esterházyscher Herrschaft im heutigen Burgenland. Diese sieben Gemeinden fielen der Herrschaft des Nationalsozialismus zum Opfer – bereits im November 1938 wurde das Burgenland für „judenfrei“ erklärt.

Nur wenige Wochen nach der Machtübernahme durch die Nationalsozialisten wurden die Lackenbacher Juden aus ihren Häusern vertrieben, ihre Geschäfte wurden geplündert. Sie mussten die Ortschaft verlassen und ihr Eigentum zurücklassen. Ein Teil wurde nach Wien zwangsumgesiedelt. Nur wenigen gelang die Emigration nach Palästina, unter ihnen war der letzte Rabbiner aus Lackenbach, Rabbi Unger. Etwa 190 Jüdinnen und Juden, die in Lackenbach geboren worden waren und bis 1938 dort lebten, kamen im Holocaust ums Leben.

Stuntman, Schauspieler und Filmproduzent

Der österreichische Filmproduzent Norbert Blecha wurde 1950 in Wien geboren. In den frühen 1970er Jahren ging er nach Amerika, wo er in Hollywood als Stuntman und als Schauspieler arbeitete. Nach zwölf Jahren kam Blecha wieder zurück nach Österreich und gründete in St. Georgen die Terra Film. Zahlreiche Filmproduktionen im Ausland folgten. Seit 2022 ist St. Georgen wieder das logistische Zentrum der Firma. Seine Familie stammt aus dem Burgenland und er hat seine Unternehmen wieder im ursprünglichen Familienbesitz eingerichtet.

Zuletzt hat sich Blecha auf historische und gesellschaftspolitische Themen spezialisiert. Im April 2023 feierte die Wissenschafts-Doku „Magie der Hände“ Premiere. Ein weiterer Schwerpunkt in Blechas aktuellem Schaffen ist das Burgenland.

Neben seiner Tätigkeit als Produzent ist Norbert Blecha bis heute auch schauspielerisch tätig. Jetzt gerade ist er wieder als Schauspieler in einer französischen Produktion im Einsatz. In einem Film über Michael Jackson spielt der Mime den Chauffeur der Pop-Ikone, die „mit ihm während der gemeinsamen Fahrten über das Leben sinniert“, erzählt Blecha.

Norbert Blechas erster internationaler Erfolg als alleiniger Produzent war das Drama „Requiem für Dominic“ unter Regie seines Jugendfreundes Robert Dornhelm. Erwähnenswert ist, dass Blecha alle Kinofilme Dornhelms produziert hat. 1991 wurde er dafür mit dem Europäischen Filmpreis ausgezeichnet. 2013 erhielt Norbert Blecha das Goldene Ehrenzeichen für Verdienste um die Republik Österreich.
www.terra-filmgroup.com


Quelle: Land Burgenland



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